Darf ich vorstellen: "DER WELLI DES MONATS"

Bei uns leben 25 Wellis sowie 1 Vielfarbensittich. Einige Wellis teilen sich den gleichen Farbschlag, aber eines macht sie alle einzigartig, ihr Charakter.

Jeder Welli ist eine Persönlichkeit für sich. Was jeden dieser FEDER-ENERGIEBÜNDEL so "besonders" macht, oder für sie "typisch" ist, möchte ich euch hier erzählen, damit auch ihr einen Einblick von diesen kleinen Rackern bekommt.

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Welli des Monats: JANUAR

Columbus, der Weltentdecker
Columbus, der Weltentdecker

COLUMBUS  ist der Welli mit dem ich diese Serie starten möchte. Er ist ein ganz besonderer Vogel für mich, hat mir aber auch echt schon schlaflose Nächte beschert. Geplant war natürlich ein ganz anderer Name, aber er ist halt - was er ist.

Ein Weltenbummler, ein Weltentdecker, eben ein COLUMBUS.

Wie es dazu kam, ich kann es euch verraten. Ich hatte morgens mal wieder viel mit den Wellis rumgeshakert, es war Sommer und so gab es das heiß geliebte Löwenzahn. Es ist wirklich so, man kann sich dann vor lauter Wellis kaum bergen. Ich schweife schon wieder ab. Also, nachdem die Meute satt war und ich die Voliere verlassen wollte, vergewisserte ich mich, dass kein Welli in der Nähe war und wollte schnell bei der Außenvoliere zur Tür raushuschen. In dem Moment, während ich quasi zwischen Tür und Angel stehe, fliegt Columbus im MEGA TURBO SCHNELLEM STURZFLUG auf mich zu. Was sollte ich tun, es war zu spät, hätte ich die Tür zugeschlagen, hätte ich ihn wahrscheinlich zerquetscht. So flog er über meinen Kopf hinweg in die Freiheit.

Ein unbeschreibliches Gefühl: Verzweiflung - um den Verlusst, Wut - das die Schleuse noch nicht fertig war, Angst - was aus meinem Welli werden würde, aber auch Stolz - Stolz deshalb, mal zu sehen, was in so einem Welli steckt, was für ein Flugakrobat, einfach irre. Egal wie groß die Voliere auch sein mag, so fliegen kann man nur in Freiheit. Aber auch Hoffnung - ihn vielleicht wieder zu bekommen. Ich hörte ihn noch eine ganze Weile, er antwortete auf mein Pfeifen, aber er war unerreichbar.

Natürlich haben wir alles versucht: Zeitung, Nachbarn, andere Züchter, er blieb verschwunden.

Was soll ich sagen, er war doch mein erstes Küken mit der Ring-Nr. 1 und nun war er fort. Die nächsten Tage war mit mir nicht gut Kirschen essen, meine arme Familie !

TJA UND DANN, DANN WAREN FÜNF TAGE UM. Ich war in der Voliere und draußen krachte mit voller Wucht ein ? SPATZ ? gegen die Volierentür, davon ging ich jedenfalls zunächst aus. Doch es war kein Spatz, es war MEIN WELLI. Es gab nur ein Problem, ich befand mich auf der falschen Seite. Bis ich draußen war, hatte er sich längst berappelt und zog schimpfend ab. So ein Mist. Und was soll ich sagen, er hatte seine Flugkünste noch weiter perfektioniert. Ach, es war ein wechselbad der Gefühle: "Er lebte," doch er war schon wieder "unerreichbar". Die nächsten 6 Stunden waren die reinste Folter, ich probierte sämtliche Fangmethoden - alle ohne Erfolg. Doch dann setzte ich alles auf eine Karte, entweder ich war mit dem kleinen Kecher schnell genug - oder nicht, entweder ich zielte gut - oder nicht, entweder er überlebte - oder nicht.

UND ES GING ALLES GUT. ICH HATTE IHN SO SCHNELL, DASS ES FAST SCHON UNREAL WAR, DAS NUN ALLES ÜBERSTANDEN SEIN SOLLTE. Dass er ja in Quarantäne sollte, vergaß ich vor lauter Aufregung. Er wollte einfach nur in die Voliere, flog zu seinem Lieblingsplatz und putzte sich und schlummerte dann entspannt und erleichtert ein.

Und so fiel mir kein anderer Name als COLUMBUS für ihn ein, schließlich hatte er auf seine Weise die Welt entdeckt, gerne wüßte ich, wo er war und was er erlebt hat. Aber er schweigt sich darüber einfach aus.

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Welli des Monats: FEBRUAR

Cajan, der weiß was er will !
Cajan, der weiß was er will !

CAJAN  ist der Neugierige. Absolut nichts entgeht ihm. Gespannt beobachtete er in den vergangenen Tagen wie sich das Gartenhaus veränderte. Zuerst zogen die großen Kartons ein, dann kamen die neuen Zuchtboxen zum Vorschein und zu guter Letzt gab es auch noch jede Menge neues Spielzeug.

Cajan war voll in seinem Element, aber er hing auch immer am Draht und beäugte die Zuchtboxen, steckte das Köpfchen durch das Gitter und zwitscherte seiner Caja was zu. Zutraulich war er ja schon immer, doch eigentlich war auch eine offene Tür immer tabu. Sein Reich war die Voliere, der Vorraum gehörte allein mir.

Das sollte sich nun ändern. Seine Neugier (Zuchtboxen) war geweckt und diese Dinger mussten unbedingt aus der Nähe betrachtet werden. Favorit  bei der Wohnungssuche ist das Quartier oben rechts. Also bitte, diese Wohnung ist dann schon mal fest reserviert, so viel Engagement muss doch belohnt werden. Hoffentlich sagt diese Hütte auch seiner Caja zu, denn sie soll dort mit ihm einziehen. Das Einzige was ihm nun noch zu seinem Glück fehlt, sind süße, gesunde Kükis.

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Welli des Monats: MÄRZ

CAJA ist die Henne des Monats, da sie mir heute Wahnsinns-Einblicke in den Nistkasten gewährt hat. Sie ist eigentlich eine eher scheue Henne und etwas zurückhaltend. Wenn ich den Nistkasten kontrolliere, rückt sie nur zu gerne zur Seite oder verlässt diesen lieber ganz.

Sie ist schon ewig lange mit Cajan zusammen, bei den beiden war es sozusagen, Liebe auf den ersten Blick. Seit sie flügge geworden sind, sind die Zwei unzertrennlich und umsorgen sich ganz liebevoll. Keiner von Beiden verschwendet auch nur einen Blick an jemand anderen. Nun haben die Zwei drei süße Küken und nun kommts:

Heute verließ Caja den Nistkasten nicht bei der abendlichen Kontrolle, sondern fütterte wie selbstverständlich ihr ältestes Küken einfach weiter. So was drolliges habe ich echt noch nicht gesehen. Das Küken lag auf dem Rücken vor Caja und hatte seine kleine linke Kralle bei Caja zwischen Flügel und Brust ins Gefieder gesteckt und knetete immer wieder auf Caja ein. Caja fütterte das Kleine absolut vorsichtig, gab ein wenig Futter und wartete bis das Küken alles geschluckt hatte, dann ein kurzes Schnäbeln und wieder eine Ladung aus dem Schnabel. "Hat nur noch gefehlt, dass das Kleine sich mit der Zunge um den Bart geschleckt hätte." Ich habe die Zwei über 10 Minuten beobachten können und war erstaunt mit welcher Seelenruhe Caja das Kleine gefüttert hat. Als das Kleine satt war, hat sie es vorsichtig umgedreht und sich unter den Bauch geschoben und dann kam das nächste Küken dran. Schade, dass ich keinen Fotoapparat dabei hatte, so eine zutrauliche Fütterung werde ich so schnell sicher nicht wieder zu Gesicht bekommen.

Obwohl, ich bin mir da garnicht so sicher, ob ich überhaupt versucht hätte diese Vertrautheit zu fotografieren. Wahrscheinlich hätte ich viel zu viel Angst gehabt, diesen besonderen "Beobachtungs-Zauber" zu zerstören.

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Welli des Monats: APRIL

GRACY war eine absolute Traumhenne. Ich habe nie zuvor ein solches LILA an einem Welli gesehen. Sie war schon was ganz Besonderes.

Das ist ein RIESENVERLUST für uns und natürlich auch für meine Zucht. Wir haben mit ihr eine ganz tolle Henne verloren, die ihre Küken super umsorgt hat und uns super doll fehlen wird.

Gracy ist die Henne des Monats April, damit ihr alle nochmal nachlesen könnt, was für ein tolles Tier sie war. Sie hatte eine einzigartige Farbe, ein enormes Erscheinungsbild.

Viele haben inzwischen nachgefragt, ob das nicht die "teure" Henne war ?! Ja, so ist es. Für Gracy habe ich über 300,00 € gezahlt und nein, es hat mir nicht leid getan, ich fand einfach, sie war was ganz BESONDERES und das Besondere ist eben immer teurer, auch wenn das ein Wahnsinnspreis war. Aber hier geht es nicht um den finanziellen Verlust, hier geht es einzig und allein um den Verlust eines super tollen lieben Tieres, welches uns echt fehlen wird.

 

Gracy kam hier an und Jack war sofort von ihr fasziniert. Ab dem 2. Tag waren die Zwei unzertrennlich, sozusagen eine Jugendliebe. Jack war immer in ihrer Nähe und hat sie gekrauelt und gekuschelt, gefüttert und war ihr treu ergeben.

Eigentlich wollte ich Gracy mit einem anderen Hahn verpaaren, aber da die zwei sich von alleine gefunden hatten und ja blutsfremd waren, wollte ich sie nicht trennen. Ich bin schon sehr gespannt auf die Küken. Von den sechs Küken haben fünf überlebt und wie sie farblich aussehen werden, weiß ich ja noch nicht.

Gracy war eine tolle Mutter, sie hat die Kleinen so super umsorgt und wenn ich die Schublade nach der morgendlichen Kontrolle und Säuberung wieder eingeschoben habe, lief sie ihren Küken schon auf der Schublade entgegen und kraulte allen erstmal das Köpfchen.

Schade, dass sie nicht mehr da ist, sie hätte ihre kleinen Wellis sicher gut groß gezogen. Jack und wir werden sie vermissen und können nur hoffen, dass vielleicht eines ihrer Küken so aussieht wie sie. Die Gracy-Küken werden bei mir in der Zucht bleiben.

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Welli des Monats:  MAI

Tja, Cimba ist eben anders und das haben auch die Eltern schnell gemerkt. So Albino-Augen bei einem Küki sind so unglaublich rot und wirken fast durchsichtig. Ich weiß nicht,

ob die Eltern glauben, dass so ein Küki keine Augen hat. Jedenfalls war ihnen das nicht geheuer und so fing die Mutter an, das kleine Küki zu rupfen.

Cimba musste zu einer Pflegemami und wurde von dieser ganz liebevoll umsorgt und gefüttert. Aber Cimba hatte weder an seinen Adoptivgeschwistern noch an dem Nistkasten wirkich Freude. Jedesmal wenn ich ins Gartenhaus kam, war er wieder aus dem Nistkasten gesprungen und saß in der Futterschüssel. So wurde er sehr schnell selbständig und mit seiner witzigen und zutraulichen Art hat er wirklich jeden hier ins Herz geschlossen. Wenn ich ins Gartenhaus kam, rief er schon nach mir und kam ans Gitter gelaufen und kletterte zum Eingang. Er wollte raus - immer wieder raus. Öffnete man die Zuchtboxenklappe SPRANG er einem wirklich entgegen, man musste schon immer eine Hand davor halten, sonst wäre er zu Boden gestürzt, denn fliegen konnte er noch nicht.

Cimba änderte alles - oder zumindest sehr vieles:

Bisher gab es immer einen bestimmten Ablauf, eine feste Reihenfolge, in der ich die Arbeiten bei den Wellis erledigte.

Nun war es meine ERSTE Aufgabe, Cimba rauszulassen.

Schnell kletterte oder flog er bis zur Schulter hoch, knabberte an meinem Haar und kuschelte sich an meinen Hals und knispelte mit dem Schnabel. Erst danach durfte ich mit dem Füttern und Reinigen beginnen. Er war immer dabei und beobachtete alles von meiner Schulter aus. So viel Routine ist aber auch gefährlich. Irgendwann lief ich völlig in Gedanken los um frisches Wasser zu holen. Auf dem Weg zum Wasserhahn fing er an zu erzählen. Mir wurde ganz schlecht und ich kehrte zügig ohne Wasser zurück ins Gartenhaus, um erst einmal meinen kleinen Herzbuben abzusetzen. Das gefiel ihm gar nicht und fortan passte ich besser auf. Aber so eine tiefe und enge Verbindung zwischen ihm und mir war natürlich nicht gut.

Auch als er größer war und in die Voliere umzog, schloss er sich den anderen nicht an. Einige meiner Wellis gaben sich wirklich große Mühe, aber er schaute immer nur nach mir. Natürlich fühlt man sich geschmeichelt und natürlich hatte er mein Herz wirklich im Sturm erobert und natürlich war ich völlig vernarrt in ihn. Aber er saß leider täglich teilnahmslos auf den Ästen und wartete und wartete und erst wenn ich kam, fing er an zu spielen und kam ans Gitter geflogen.

ARTGERECHT ist das nicht !!!

Ich liebe diesen kleinen Kerl, aber ich wollte auch, dass er richtig glücklich ist und das konnte er so unmöglich sein.

Ein kleines Mädchen, dass schon Wellis von mir hat, suchte nach einem weiteren Spielkameraden für ihre Truppe. Sie ist super lieb zu ihren Tieren, hat eine tolle Mutter und beide haben ein großes Herz für Tiere. Hier wäre mein Cimba gut aufgehoben und so ließ ich ihn ziehen. Der Abschied war tränenreich und ich glaube, so einen Welli bekomme ich nie wieder. Ob die Entscheidung für mich richtig war ? Ich weiß es nicht. Vielleicht war er ja auch so glücklich - ich hoffe, in seinem Sinne entschieden zu haben. Mir fehlt er auf jeden Fall sehr und ich denke fast täglich an ihn. Er lebt jetzt schon bald ein Jahr bei seiner neuen Familie und ich weiß, dass es ihm dort gut geht und all die Liebe bekommt, die sich ein Welli wünschen kann. Und ich bin froh, dass ich diese Zeit mit ihm hatte.